Konjunktur: Stimmung im Sachsen-Handwerk „im Keller“

14.11.2022

Sächsischer Handwerkstag: Bisherige Auftragslage noch weitgehend gut – Aussichten in nahezu allen Gewerken von Pessimismus geprägt

Ein sich seit dem Frühjahr durch Preisturbulenzen an Energie-, Rohstoff- und Materialmärkten, durch Lieferengpässe und Rekordinflation anbahnender Konjunkturabschwung hat den Wirtschaftsbereich Handwerk in Sachsen mit voller Wucht erfasst. Selbst Betriebe aus dem Bau- und Ausbaugewerbe, die trotz Corona eine Rolle als Konjunkturtreiber eine Zeit lang behaupten konnten, sind ob einer weiteren Verschlechterung der Wirtschaftslage am Standort Deutschland verunsichert. Obwohl viele Gewerke bislang noch relativ gut mit Aufträgen ausgelastet sind, blicken zahlreiche Firmen – auch wegen einer wohl weiter abflauenden Privat-Nachfrage – pessimistisch in die Zukunft.

„Die Stimmung unter Sachsens Handwerkerinnen und Handwerkern ist, im Grunde genommen branchenübergreifend, `im Keller´. Hatten wir nach zwei Jahren Corona zunächst die Hoffnung, dass die Binnenkonjunktur wieder Fahrt aufnimmt, so sorgte der Russland-Ukraine-Krieg für noch größere Verwerfungen an den Märkten. Um wirtschaftlich gesunde Betriebe vor dem Ruin zu bewahren, muss die Politik mit entsprechenden Maßnahmen jetzt schnell und wirksam intervenieren.“ – Mit diesen Worten fasste Handwerkstag-Vizepräsident Tobias Neubert die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage im Sachsen-Handwerk am Montag in Dresden zusammen.

Dem Herbst-Konjunkturbericht 2022 zufolge beurteilt – über alle Gewerbegruppen hinweg – nur noch knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) die Geschäftslage mit gut, 38 Prozent mit befriedigend, aber schon 14 Prozent mit schlecht (im Vergleich zur Herbstumfrage 2021 - gut: 63; befriedigend: 30; schlecht: 7 Prozent). Trüber sind die Erwartungen an die Geschäfte für die nächsten Wochen: Mit besseren bzw. gleichbleibenden Geschäften rechnen 5 bzw. 51 Prozent der Betriebe; gar 44 Prozent (!) aller Befragten rechnen mit einer Verschlechterung.

Seit Jahren in punkto Geschäftslage erstmals im Abwärtssog bewegen sich die Betriebe des Bauhaupt- und des Ausbaugewerbes. Firmen beider Gewerbezweige geben die Geschäftslage zu 50 bzw. 58 Prozent (Herbst 2021: je 74) mit gut sowie zu 39 bzw. 33 Prozent (2021: 22 bzw. 23) mit befriedigend an.

Ernüchterung im Geschäftsumfeld konstatieren zudem die meisten Betriebe der anderen Gewerbegruppen, darunter Handwerker, die für den gewerblichen Bedarf (Feinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Metallbauer usw.) arbeiten, aber auch Betriebe des Kfz-Gewerbes, der Gesundheitsgewerbe (Augenoptiker, Hörakustiker, Zahntechniker etc.) sowie die der Lebensmittelhandwerke (Bäcker, Konditoren, Fleischer).

Gegenüber dem Herbst 2021 stabil-durchwachsen erweist sich die Geschäftslage bei Anbietern personenbezogener Dienstleistungen (Friseure, Fotografen, Gold-schmiede usw.).

Kritischer als im Vorjahr ist die Lage der Beschäftigten/Beschäftigtenzahl im Handwerk. Mittlerweile geben anteilig – auch vor dem Hintergrund eines anhaltenden Fachkräftemangels – nur noch 71 Prozent (2021: 78) der befragten Betriebe an, den Personalbestand konstant gehalten zu haben. Von Zuwächsen in der Belegschaft sprechen 13 Prozent der befragten Firmen (Ausbaugewerbe, Handwerke für den gewerblichen Bedarf). 16 Prozent der Firmen (2021: 11) signalisieren, die Beleg-schaft verringert zu haben.

Nur geringe Schwankungen gibt es in den meisten Gewerken bei Umsätzen und Verkaufspreisen für handwerkliche Produkte und Dienstleistungen. 49 Prozent der Befragten (2021: 54) kommen beim Umsatz auf Vorjahreswerte, 28 Prozent (2021: 29) auf Zuwächse. Immerhin jetzt mehr als ein Fünftel der Firmen (= 23 Prozent; 2021: 17) meldet teils gravierende Umsatzrückgänge (in starkem Maße Gesund-heitsgewerbe, aber auch Lebensmittelgewerbe).

Das Erscheinungsbild bei Verkaufspreisen: Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der befragten Betriebe (2021: 52) haben eigenen Angaben zufolge höhere Preise am Markt durchsetzen können. 30 Prozent der Betriebe (2021: 46) melden, Preise wie im Vorjahr kalkuliert zu haben.

Relativ entspannt sind – verglichen mit den Werten vom Herbst 2021 – bislang auch die Befunde bei Auftragseingängen/Auftragsbestand im Sachsen-Handwerk. 15 Prozent der Firmen geben Zuwächse an (2021: 18); für 62 Prozent (2021: 68) der Befragten entspricht die Auftragslage dem Vorjahresniveau. Lediglich 23 Prozent (2021: 14) verweisen auf gesunkene Auftragseingänge. Über alle Gewerbegruppen hinweg beläuft sich die Auftragsreichweite im Handwerk aktuell auf durchschnittlich 11,2 Wochen.

Bei Auftragseingängen für die Zukunft Zuversicht (mehr oder gleichbleibend) äußern lediglich noch 55 Prozent (Herbst: 2021: 85) der befragten Handwerksbetriebe. Doch 45 Prozent der Betriebe sehen für die Akquise neuer Aufträge eher schwarz (2021: 15)

Ungeachtet krisenbedingter Zwänge bleiben für Handwerker Investitionen in Ausstattung und Ausrüstungen ein wichtiges Thema, werden aufgrund der unsicheren gesamtwirtschaftlichen Lage aber zum Teil zurückgestellt. Dem Konjunkturbericht zufolge stellen für Ersatz- bzw. Neuinvestitionen – wie im Vorjahr – 14 Prozent der Betriebe mehr Mittel bereit. Fast die Hälfte der Firmen (48 Prozent - 2021: 62) orien-tieren sich am Budget des zurückliegenden Jahres; 38 Prozent der Firmen (2021: 24) haben derartige Ausgaben gedrosselt.

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An der Herbst-Konjunkturumfrage im Sachsen-Handwerk 2022 – durchgeführt von den Handwerkskammern – nahmen 1.897 von insgesamt 7.799 angeschriebenen Unternehmen teil; die Rücklaufquote beläuft sich damit auf 24,3 Prozent.

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