Bauwirtschafts- und Energiekrise: Politik muss handeln!

16.11.2023

Sächsischer Handwerkstag dringt auf tragfähige Strategie für eine verlässliche und bezahlbare Energieversorgung in Deutschland

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Bauwirtschafts- und Energiekrise in Deutschland und einer tiefen Verunsicherung in der Bevölkerung hat der Sächsische Handwerkstag die Bundesregierung aufgefordert, ein tragfähiges Gesamtkonzept für eine verlässliche und bezahlbare Energieversorgung der Zukunft vorzulegen. Mit diesem Papier müsse der Staat Antworten geben, wie die von gestiegenen Energiepreisen verursachten Probleme konkret gelöst und damit die Wettbewerbsfähigkeit für Unternehmen in Deutschland wieder gestärkt werden sollen. Das erklärte der Präsident des Sächsischen Handwerkstages, Jörg Dittrich, am Donnerstag vor Journalisten in Dresden.

Ein erster Beitrag hierzu ist laut Dittrich das von der Ampel-Regierung jüngst verabschiedete Strompreispaket, das mit der Senkung von Stromsteuer und Stabilisierung von Netzentgelten prinzipiell in die richtige Richtung weise. Aus Handwerkssicht müssen die Entlastungsmaßnahmen im Strompreispaket aber noch nachgeschärft werden, sodass nicht nur formal produzierende, sondern wirklich alle energieintensiv tätigen Handwerke berücksichtigt werden.

Als überfälligen Schritt zur Überwindung der aktuellen Bauwirtschaftskrise wertet das sächsische Handwerk zudem das Spitzentreffen von Bund und Ländern („Pakt für schnelleres Bauen“) vorige Woche in Berlin. Da Baurecht grundsätzlich Ländersache ist, müssten Bund und Länder ohnehin konstruktiv kooperieren, sagte der Präsident. Nur dann gebe es in der Praxis die Chance zu einem echten „Bau-Turbo“ mit schnelleren Baugenehmigungen, zeitweisem Verzicht von Bebauungsplänen durch Kommunen, Erleichterungen für serielles Bauen usw.

Zur Lage im Bau(haupt)- und Ausbaugewerbe

Wie eine Umfrage der Handwerksorganisation unter Betrieben von Bau(haupt)gewerbe (Maurer/Betonbauer, Dachdecker, Zimmerer, Straßen-bauer, Fliesenleger u.a.) und Ausbaugewerbe (z.B. Elektroniker,
Sanitär-Heizung-Klima-Techniker, Tischler) ergab, sind von der durch Einbrüche im Wohnungsbau gekennzeichneten Bauwirtschaftskrise vor allem Betriebe des Bauhauptgewerbes betroffen, nur zum Teil Firmen des Ausbauge-werbes.

Firmen des Bauhauptgewerbes machen insbesondere stark gestiegene Baupreise und Bauzinsen, rückläufige Baugenehmigungszahlen und ausgedünnte Auftragsbücher zu schaffen. Einen Höchststand an Auftragsstornierungen meldete ifo München für Oktober dieses Jahres, als 22,5 Prozent der von ifo befragten Unternehmen über gestrichene Projekte berichteten.

Im Unterschied zu Betrieben des Bauhauptgewerbes scheint die Geschäftslage in Betrieben des Ausbaugewerbes im Allgemeinen deutlich weniger angespannt.

So blieb im Herbst 2023 beispielsweise die Geschäftslage im Tischlerhandwerk – partiell ähnlich wie bei Elektro sowie Sanitär-Heizung-Klima – für größere Fachbetriebe weitgehend stabil, die Auftragslage mit Reichweiten von durchschnittlich fast elf Wochen wie in den Vorjahren hoch.

Tischlermeister Matthias Graichen, Landesinnungsmeister des sächsischen Tischlerhandwerks:

„Jenen Tischlereien allerdings, die sich zum Beispiel auf Aufträge im sozialen Wohnungsbau fokussiert haben, dürfte die Krise mit im Wohnungsneubau weggebrochenen Aufträgen in Größenordnungen betriebswirtschaftlich arg zugesetzt haben. Hierunter fallen viele Aufträge von Bauherren, die sich aus Kostengründen von ursprünglichen Eigenheimbau-Plänen wieder verabschiedet haben. Insofern ist zu hoffen, dass es angesichts eingetrübter Geschäftserwartungen für die nahe Zukunft nicht auch noch zu einem schmerzlichen Aderlass an hochqualifizierten Tischlern am Markt kommt.“

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