29.05.2024
Mit Blick auf die bevorstehenden Wahlen auf europäischer, kommunaler und Landesebene hat der Sächsische Handwerkstag an alle im Handwerk Beschäftigten appelliert, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen. „Unsere Stimme sollten wir jenen Akteuren aus dem demokratischen Spektrum geben, die sich ernsthaft und konsequent für die Interessen von Handwerk und Mittelstand einsetzen“, wie der Präsident des Sächsischen Handwerkstages, Uwe Nostitz, am Mittwoch vor Journalisten in Dresden erklärte.
Nach Nostitz´ Worten will sich die in Sachsen mit ihren 55.000 Betrieben, zirka 290.000 Beschäftigten und aktuell 15.000 Auszubildenden leistungsstarke Wirtschafts- und Gesellschaftsgruppe Handwerk auch künftig für eine Stärkung des Wirtschaftsstandortes Sachsen einsetzen.
Hierzu bedürfe es allerdings auch seitens der Politik auf allen Ebenen aktiver Unterstützung, um entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen bzw. diese zu sichern, sagte der Präsident. Das sächsische Handwerk hat hierfür Forderungen und Erwartungen an die Politik in drei Kernpunkten zusammengefasst.
Punkt I: Mehr Anreize und Impulse für berufliche Selbstständigkeit in Sachsen
Der Sächsische Handwerkstag begrüßt, dass die jetzige Regierungskoalition in Sachsen den 2016 eingeführten Meisterbonus inzwischen auf 2.000 Euro verdoppelt hat. Gegenüber anderen Bundesländern liegt Sachsen damit in einem „ordentlichen Mittelfeld“. Für die neue Legislaturperiode im Freistaat erwartet das Handwerk eine weitere Aufstockung dieser staatlichen Prämie.
Mehr Anreize für potenzielle Existenzgründer erhofft sich der Handwerkstag zudem durch eine Begrenzung bzw. Reduzierung steuerrechtlicher Belastungen sowie durch eine konsequente Verteidigung der gesetzlich verbrieften Tarifautonomie.
Punkt II: Standortbedingungen für Sachsen nachhaltig verbessern
Besonderes Gewicht gilt aus Handwerkssicht dem Standortfaktor Innere Sicherheit: Menschen, die hier leben und arbeiten, die hier investieren, Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen oder auch die, die unser Land „nur“ als Touristen besuchen wollen, müssen sich wirklich sicherfühlen können.
Ein Standortfaktor von großer Bedeutung bleibt zudem, die Verkehrsachsen (Straße/Schiene/Luft) strategisch so auszubauen, dass für die Menschen ein Maximum an Mobilität nicht nur in Ballungsgebieten, sondern auch im ländlichen Raum möglich ist.
In den bisherigen sächsischen Kohleregionen muss politisch insbesondere dafür gesorgt werden, dass der Strukturwandel an die Bedingung von Wertschöpfungskompensation geknüpft ist. Als Wirtschaftsstandort muss Sachsen für große und kleine Unternehmen gleichermaßen attraktiv sein.
Punkt III: Attraktivität der dualen Berufsausbildung in Sachsen erhöhen
Neben einer frühzeitigen Förderung von Kindern in Kindertageseinrichtungen und Schulen legt der Handwerkstag politisch großen Wert darauf, analog zu den Oberschulen auch an Gymnasien zu einer verpflichtenden Berufsorientierung überzugehen sowie – an den Gymnasien – ein zweites Pflichtpraktikum einzuführen.
Wirksam Werbung für eine duale Berufsausbildung im Handwerk machen würde der Freistaat zudem, wenn er Schülerinnen und Schülern bei einem Ferienpraktikum in einem Handwerksbetrieb eine staatliche Prämie zahlt. „Auch wenn Sachsens Ministerpräsident sich für diese Idee offenbar nicht erwärmen kann: In Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern hat man mit einer Ferienpraktikums-Prämie schon recht vorzeigbare praktische Erfahrungen gemacht“, sagte Nostitz.
Für das Handwerk nicht zuletzt von Belang ist die Forderung, die im Zuge des sächsischen Berufsschulnetzplans zugesagten Unterbringungsmöglichkeiten für Azubis an den neu zugeschnittenen Berufsschulstandorten zu schaffen.
Darüber hinaus gilt, in punkto Mobilitätsförderung analog zu Studierenden auch Azubis in Handwerk und Mittelstand ein Deutschlandticket zum ermäßigten Monatspreis von 29,40 Euro zur Verfügung zu stellen.
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Als größte Landeshandwerksorganisation im Osten Deutschlands vertritt der Sächsische Handwerkstag – über alle Gewerbegruppen hinweg – aktuell rund 55.000 vorwiegend Kleinst- und Kleinbetriebe.