Stimmung im Handwerk bleibt durch Baukrise eingetrübt

29.05.2024

Sächsischer Handwerkstag: Politik muss wirksame Impulse setzen, damit Handwerk aus dem Konjunkturtal herauskommt

Die anhaltende Krise in der deutschen Bauwirtschaft drückt weiterhin auf die Stimmung im Wirtschaftsbereich Handwerk. Hatte sich das Handwerk in der Praxis bislang dennoch als robust erwiesen, so dominieren weiterhin Verunsicherung und Skepsis zu künftigen Geschäftserwartungen. Für die nahe Zukunft rechnet ein Großteil der Betriebe mit schwindenden Aufträgen und Umsätzen. Aus Handwerkssicht fehlt es seitens der Politik vor allem an Investitionsanreizen und Planungssicherheit, und zwar für Betriebe und Verbraucher gleichermaßen.

„Von einer Konjunkturbelebung zumindest im Handwerk kann vorerst keine Rede sein“, wie Handwerkstag-Geschäftsführer Andreas Brzezinski vor Journalisten am Mittwoch in Dresden feststellte. „Neben der Zurückhaltung von Privathaushalten machen Handwerkern vor allem die Fach- und Arbeitskräfte-Lücke, die unkalkulierbare Zinsentwicklung an Kapitalmärkten, hohe Energie-kosten sowie Null-Effekte im Unternehmensalltag beim Thema Bürokratieabbau zu schaffen.“ – Die Politik sei aufgefordert, wirksame Impulse zu setzen, damit das Handwerk aus dem Konjunkturtal herauskommt.

Wie der Frühjahrs-Konjunkturbericht 2024 fürs sächsische Handwerk ausweist, beurteilen – über alle Gewerbegruppen hinweg – 39 Prozent der Befragten ihre Geschäftslage mit gut/besser, 44 Prozent mit befriedigend/gleichbleibend, 17 Prozent mit schlecht/verschlechtert (Frühjahr 2023: gut/besser: 48; befriedigend/gleichbleibend: 39; schlecht: 13 Prozent). Zurückhaltend-skeptisch sind die Erwartungen für die nächsten Wochen: Mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) rechnen mit allenfalls gleichbleibenden Geschäften; mehr als ein Fünftel geht sogar von einem Abwärtstrend aus.

Massive Eintrübungen zeigen sich krisenbedingt vor allem bei Unternehmen des Bauhaupt- und des Ausbaugewerbes. Firmen dieser Gewerbezweige bewerten die Geschäftslage nur noch zu 32 bzw. 44 Prozent (Frühjahr 2023: 44 bzw. 62) mit gut. Mit schlecht bewerten die Geschäfte gar 24 bzw. 16 Prozent (2023: 16 bzw. 9 Prozent) der befragten Bau- und Ausbaufirmen.

Bremsspuren in punkto Geschäftslage zeigen sich zudem bei Handwerkern, die für den gewerblichen Bedarf arbeiten (Feinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Metallbauer), aber auch bei den Gesundheitshandwerken (Augenoptiker, Hörakustiker u.a.) sowie im Nahrungsmittelgewerbe (Bäcker, Fleischer, Konditoren). Weitgehend stabil ist die Lage bei Betrieben des Kfz-Gewerbes sowie bei Anbietern personenbezogener Dienstleistungen (Friseure, Fotografen, Goldschmiede etc.).

Bei der Beschäftigtenzahl setzt das Gros der Unternehmer – schon wegen der Knappheit an Fach- und Arbeitskräften – auf Stabilität, um bei einem Konjunkturauftrieb am Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.

Allerdings verweisen mittlerweile mit anteilig 71 Prozent (2023: 77) nur noch gut zwei Drittel der befragten Betriebe darauf, den Personalbestand konstant gehalten zu haben. Zuwächse in der Belegschaft melden 9 Prozent der be-fragten Firmen (hier vor allem: Kfz-Gewerbe). Dagegen kam offenbar ein Fünftel der befragten Betriebe (2023: 16 Prozent) nicht umhin, Personal ab-zubauen.

Gegenüber der Vorjahr deutlich rückläufig sind die Umsätze für Produkte und Dienstleistungen, vor allem in strukturprägenden Handwerksbranchen. Umsatzeinbußen melden 37 Prozent (2023: 29) der Befragten, in erster Linie Betriebe aus dem Bauhaupt- und Ausbaugewerbe sowie aus dem Gesundheitssektor. 47 Prozent der Befragten (2023: 46) verweisen auf Vorjahresniveau-Umsätze, auf Zuwächse jedoch nur noch weniger als ein Fünftel (16 Prozent).

Eher angespannt scheint ebenso die Lage bei Verkaufspreisen: Nur noch knapp die Hälfte der befragten Betriebe (2023: 66 Prozent) haben höhere Preise am Markt durchsetzen können, darunter vor allem Firmen aus dem Kfz-Gewerbe. Dagegen geben immerhin 45 Prozent der Betriebe (2023: 30) an, Preise auf Vorjahresbasis kalkuliert zu haben.

Nicht zuletzt zeigt die Baukrise auch Auswirkungen auf den Bereich von Auftragseingängen/Auftragsbestand im Sachsen-Handwerk: Nur noch 9 Prozent der Firmen geben Zuwächse an (2023: 13 Prozent); für 62 Prozent (2023: 65) der Befragten bewegt sich die Auftragslage auf Vorjahresniveau. Mittlerweile immerhin 29 Prozent der Befragten (2023: nur gut ein Fünftel) konstatieren einen Schwund an Aufträgen.

Auftragseinbrüche melden in erster Linie Betriebe des Bauhauptgewerbes sowie personenbezogene Dienstleister, aber auch Handwerke für den gewerblichen Bedarf. – Unterm Strich: Über alle Gewerbegruppen hinweg beläuft sich die Auftragsreichweite im Sachsen-Handwerk auf durchschnittlich nur noch 10,0 Wochen (im Frühjahr 2023 waren es im Schnitt 10,9 Wochen).

Bezüglich des Investitionsverhaltens (Neuanschaffungen/Ersatzinvestitionen) im Handwerk gibt es gegenüber dem Vorjahreszeitraum offensichtlich nur geringfügige Abweichungen. Im Ergebnis der Konjunkturumfrage geben für Investitionen 11 Prozent der Betriebe (2023: 13) mehr Geld aus. Wie schon im Frühjahr 2023 orientierte sich die Hälfte der Befragten bei derartigen Aus-gaben am Vorjahresbudget. Knapp 40 Prozent (2023: 37) der Betriebe redu-zierten Ausgaben für Investitionen.

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An der Frühjahrskonjunkturumfrage 2024 im sächsischen Handwerk beteiligten sich 1.293 von insgesamt 6.402 angeschriebenen Unternehmen. Die Rücklaufquote beläuft sich damit auf 20,2 Prozent.

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